Dorothea Buck

Dorothea Buck

Dorothea Buck war unser großes Vorbild an Menschlichkeit und Kampfgeist für eine menschliche Psychiatrie.

Sie erkrankte mit 19 Jahren an Schizophrenie und erlebte bis 1959 insgesamt 5 schizophrene Schübe und wurde zwangssterilisiert. Ihr Traum von eigenen Kindern und Familie blieben ihr dadurch verwehrt.

Sie entkam im dritten Reich nur knapp der Euthanasie und ihren Traumberuf als Kindergärtnerin durfte sie nicht ausüben.

Sie arbeitete als freiberufliche Bildhauerin und war von 1969 bis 1982 Lehrerin für Kunst und Werken in der Fachschule für Sozialpädagogik in Hamburg tätig. 

Sie versuchte den Sinn ihrer Psychosen zu ergründen und hat das in dem Buch „Auf der Spur des Morgenstern“ niedergeschrieben. Es folgten noch weitere Bücher, die vielen Menschen als Ratgeber dienen und Mut machen.

Sie setzte sich als Opfer der NS-Psychiatrie seit mehr als 50 Jahren für eine menschliche Psychiatrie ein.

Sie sprach auf dem Weltkongress der Psychotherapeuten 1994 in Hamburg  und gründete das Psychose-Seminar zusammen mit Prof. Thomas Bock am UKE in Hamburg.  So entstand der Trialog, wo sich Menschen mit psychischen Einschränkungen, Fachleute/Behandler und Angehörige gemeinsam austauschen.

Das Psychose-Seminar ist seitdem zu einem festen Bestandteil in der Psychiatrie in Hamburg geworden. Es folgten weitere trialogische Veranstaltungen (Depressionstrialog, Trialog für Zwänge, Borderline-Trialog etc.) nach diesem Vorbild.  Auch andere Bundesländer folgten diesem Vorbild.

Dorothea Buck erhielt 2 Bundesverdienstkreuze für ihr Engagement. Zu ihrem 100. Geburtstag erhielt sie von der Stadt Hamburg den „Hamburger Portugaleser“ als Auszeichnung  für ihr Lebenswerk.

Sie war den Menschen sehr zugewandt und jeder war bei ihr willkommen. So gab sie vielen Menschen wieder Hoffnung, mit ihren Diagnosen einen besseren Umgang zu finden.

Auch im Pflegeheim bekam sie viel Besuch und jeder Besuch bei ihr war eine Bereicherung für die Seele. Sie blieb auch dort stets informiert und erhob ihre Stimme in Form von Briefen an verantwortliche Politiker und Zeitungen. Auch für die Medien blieb sie bis zum Schluss eine interessante Interviewpartnerin in Zeitungen und Fernsehen.

Als sie von der Gründung des GBPH e.V. hörte, war sie sehr angetan und begrüßte unser Engagement. Als wir sie fragten, ob sie unser Ehrenmitglied werden möchte, sagte sie sofort: Ja sehr gerne!

Sie war für unseren Verein immer eine wertvolle Ratgeberin und war von unseren Aktivitäten immer auf dem Laufenden.

Ihr Spruch, wichtig ist das Gespräch, denn „solange wir miteinander reden, bringen wir uns nicht um“ wurde zu einem wertvollen Leitsatz.

Ihr Tod am 9.10.2019 war für uns alle ein großer Verlust, aber in unseren Herzen lebt sie weiter.

(C) Text von Ute Becker

Artikel im Niendorfer Wochenblatt vom 23. Januar 2021

Ein Abschiedsbrief an Dorothea Buck

Liebe Dorothea.

Ich bin noch heute meiner Freundin Ute dankbar, dass sie es mir ermöglicht hat Dich kennen zu lernen. Ich war vom ersten Moment an, von deiner Präsens und deiner Persönlichkeit in den Bann geschlagen. Am Ende des ersten Besuchs hast Du mit Nachdruck darauf bestanden, das ich nächste Woche wieder komme. Ab da waren sie da, die Dorothea- Freitage, unsere wöchentlichen drei bis vierstündigen Besuche. Gefüllt mit angeregten Gesprächen, Diskussionen, dem Erzählen von Geschichten, dem gemeinsamen Lachen, aber auch der Platz für Wut, Trauer und Emotionen. Noch immer sehe ich Dich auf deinem Bett sitzen, das Hamburger Abendblatt aufgeschlagen auf dem Schoß, deine kleine goldene Brille auf der Nase, uns freudig begrüßend. Du konntest es kaum abwarten mit uns, über einen Artikel der Zeitung zu sprechen. Oder du hast uns besonders schöne Stellen aus den Briefen vorgelesen, die du erhalten hast. Darüber kamen wir ins Gespräch und es fand eine wirkliche Begegnung statt. Du hast uns an deinen Lebenserinnerungen, deiner Kindheit, deinem Erleben der Psychiatriewelt teilhaben lassen. Wir haben Dir ein Stück der Welt vor deinem Fenster, mit hinein gebracht. Blumen aus meinem Garten, Apfelkompott von unseren Äpfeln, Fotos auf unseren Handys, die Kastanie die mir auf dem Weg zu Dir vor die Füße gefallen ist. Aber vor allem unsere Geschichten aus unserem Alltag, haben Dich interessiert. Wir haben Dir Zeit geschenkt. Egal ob viel zu erledigen war, eine Katastrophe oder schwere Krise meine Familie mal wieder ordentlich durchgeschüttelt hat, der Besuch bei Dir am Freitag war immer möglich. Die wenigen Freitage in den Jahren, wo einer von uns nicht kommen konnte, war der andere ganz selbstverständlich an deiner Seite. Du konntest Dich darauf verlassen. Manchmal habe ich meinen Mann, oder eines unserer Kinder mit zu Dir genommen. Darüber hast du dich besonders gefreut und es auch immer wieder freundlich eingefordert. Noch heute sehe ich unseren Jüngsten am Heiligabend an deinem Bett sitzen und mit dem Handy alte Kirchenweihnachtslieder raussuchen, die Ihr dann gemeinsam gesungen habt. Im Geiste warst du bis zum Schluss hellwach, als die Kraft deines Körpers nach und nach schwand, haben wir dir die Zeitung und die Briefe vorgelesen, Dich bei alltäglichen Dingen unterstütz und so manche Stunde an deinem Bett gesessen, wo du mit geschlossenen Augen unserem Gespräch gelauscht hast. Wollten wir gehen um Dir Ruhe zu gönnen, hast Du gleich protestiert. „ Es ist so schön einfach hier zu liegen und den Stimmen meiner Freundinnen zu zuhören „ Also sind wir geblieben. Kurz vor deinem Tod, bei unserem letzten Besuch, hast du beim Abschied meine Hand genommen und ganz fest gedrückt. Dabei hast Du mir ein Versprechen abgenommen, in deinem Sinne weiter zu machen und vor allem gegen Ausgrenzung, fehlender Kommunikation anzukämpfen. Aber auch immer auf die Belange der Angehörigen hinzuweisen. Den Händedruck spüre ich noch heute.

Deine Freundin der letzten Jahre  Marion Ryan

(C) 2021

Ein Kommentar von Dorothea Buck

Anlässlich der Vorkommnisse am UKE zu Ostern 2019 bei denen ein Patient der Psychiatrie zu Tode kam, hat sich auch Dorothea Buck erschüttert geäußert und uns so das letzte Tondokument ermöglicht.

Vorkämpferin einer anderen Psychiatrie

Die taz hat einen sehr schönen Artikel über Dorothea Buck veröffentlicht.

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